einfache mechanische Fernseher zum Selberbauen

Einleitung:

Für den Einstieg baue ich hier Schritt für Schritt einen mechanischen Fernseher. Nach verschiedensten Experimenten und Prototypen erscheint mir diese Schaltung besonders geeignet für Einsteiger und Bastler, welche ohne viel Geld auszugeben recht brauchbare bis gute Resultate erwarten.

Die Nipkowscheibe

Ich empfehle für die ersten Schritte eine selbstgemachte Nipkowscheibe, oder die Scheibe aus dem Versand des NBTV, welche es für Vereinsmitglieder zu einem Spottpreis gibt. Mit einem Laser präzisionsgeschnitten aus leichtem Kunststoff gefertigt, komplett mit Synchronlöchern und einer 1,5 fachen Spirale für spätere Experimente mit einer Kamera, genutzt wird nur eine Umdrehung, also die einfache Spirale.

Die Löcher in meinen selbstgemachten Scheiben habe ich mit einem "Dremel" gebohrt, man könnte sie auch mit einer Stecknadel ausstechen, oder wenn man es perfekt machen will, mit einem entsprechend feinem quadratischen Stanzer ausstanzen. Für die ersten Experimente ist jedoch die Pappscheibe mit gebohrten oder gestanzten runden Löchern ausreichend, und das Bild ist sogar überraschend deutlich.

Inzwischen habe ich ein Programm gefunden, DiscDesigner von Sergej Ludanov alias KD6CJI. Das Programm läuft nur unter MacOS X, und ist hier zu finden.

Da nicht jeder einen Macintosh sein eigen nennt, habe ich ein paar Nipkowscheiben mit diesem Programm erstellt, und hier zum Download bereit gestellt, das geht dann auch mit Windows, Linux, AmigaOS oder was auch immer. Das Format ist PDF, man kann es somit unter praktisch jedem Computersystem öffnen und ausdrucken. Ich habe bei den Druckervoreinstellungen den Rand so klein wie möglich eingestellt, damit passt auf ein normales Din A 4 Blatt eine Scheibe von fast 20 cm Durchmessern. Das ist schon recht ordentlich. Da die Wenigsten einen A3 Drucker besitzen: In Copyshops ist so etwas meistens vorhanden. Dort kann man auch größere Scheiben ausdrucken. Ein Durchmesser von rund 30 cm wäre ideal.


NBTV-disc1.pdf

Dies ist die einfachste Scheibe. Sie hat 32 Zeilen, aber keine Löcher für automatischen Synchron. Bestens für erste Versuche.

NBTV-disc2.pdf

Die "professionelle" 32 Zeilen Nipkowscheibe. Mit Synchronlöchern für fortgeschrittene Schaltungen.

baird-disc.pdf

30 Zeilen Nipkowscheibe nach dem Standard von J.L. Baird für ein originalgetreues Modell, mit Synchronlöchern

drp-disc.pdf

30 Zeilen nach dem System der Deutschen Reichspost von 1929, horizontale Abtastung von oben nach unten, ohne Zeilensprung.



In der heutigen Zeit hat sich der Standard der Narrow Bandwidth Association, NBTV, durchgesetzt. Der Vorteil eines Standards ist es, dass sehr einfach Bildmaterial getauscht werden kann, und auch passende mechanische Kameras an verschiedenen Monitoren betrieben werden können. Aus historischen Gründen, und auch weil eine vergleichsweise größere Zahl hiervon in Gebrauch ist, habe ich auch eine Scheibe für die "Baird-Norm", welche bei der BBC von 1929 bis 1935 in Gebrauch war, angefertigt, der Vollständigkeit halber auch eine nach der ersten deutschen Norm. Achtung: Diese Scheibe dreht sich als einzige im Uhrzeigersinn, alle anderen entgegen dem Uhrzeigersinn!

Was bedeutet "mit Synchronlöchern? Die Empfängerscheibe muss natürlich absolut im Gleichlauf sein mit der Scheibe im Sender. Dies kann über eine elektrische Schaltung erreicht werden, welche den Motor steuert. Diese bekommt ihre Schaltimpulse über eine Lichtschranke, welcher sich an besagten Synchronlöchern befindet. Der Schaltungsaufwand ist recht hoch, daher bezeichne ich einen Fernseher mit dieser Vorrichtung als "fortschrittlicher Monitor". Man darf nicht vergessen, dass es sich bei derartigen Schaltungen um moderne Entwicklungen handelt, diese waren damals gar nicht unbedingt bekannt. Man bediente sich anderer Tricks, um den Gleichlauf herzustellen.

Das Stroboskop, zum Herunterladen rechte Maustaste und "Bild speichern" wählen.


Zunächst wird also die Nipkowscheibe auf eine dünne, aber stabile Pappe (natürlich keine Wellpappe...) geklebt, das Mittelloch wird vorgebohrt, und das Stroboskop wird ausgeschnitten, ebenfalls das Mittelloch vorbohren und in die Mitte kleben.

Die Löcher werden gestanzt. Ich habe eine Zirkelspitze genommen, weil sie gut un der Hand liegt, eine Stecknadel tut es natürlich auch. Um eventuelle Ränder zu entfernen, nehme ich den "Dremel" mit dem feinsten Bohrer den ich finden kann. Die Löcher sind wahrscheinlich zu groß, in gewissem Umfang ist dies auch vertretbar, da Zwischenräume zwischen den Zeilen sehr unschön aussehen, störender als ineinander laufende Zeilen. Übertreiben sollte man es natürlich auch nicht. Wahrscheinlich wird es nicht bei dieser einen Scheibe bleiben, es gehört schon einige Übung dazu, mit Haushaltsmitteln das richtige Maß zu finden.

Der Antrieb der Nipkowscheibe

Bewährt haben sich Motoren aus alten Kassettenrekordern. Im Gegensatz zu normalen Spielzeugmotoren laufen diese sehr viel präziser. Die Drehrichtung (die Scheibe muss entgegen dem Uhrzeigersinn laufen!) bekommt man einfach durch Änderung der Polung. Wichtig ist die Geschwindkeit: Eine Umdrehung entspricht einem Einzelbild, die NBTV-Norm schreibt 12,5 Bilder pro Sekunde vor, entsprechend den alten Normen mit 30 Zeilen aus Deutschland und Großbritannien. Meine Motoren aus Kassettenrekordern laufen alle mit 12 Volt (ausgebaut aus einem Tapedeck und aus mehreren alten Autoradios), und drehen sich erheblich schneller. Ich verwende einen handelsüblichen Transformator für die 12 Volt, und habe zunächst zwischen Motor und Trafo einfach zwei Potis, eines mit 4,7 k Ohm und eines mit 200 Ohm in Serie zwischengeschaltet. Beide Potis hatte ich in ein Fertiggehäuse eingebaut, was mir eine "Fernbedienung" für das konstante Nachstellen der Geschwindigkeit ermöglicht. Inzwischen bin ich von dieser Bauform abgekommen, ich löte einfach einen 1-Watt-Widerstand von ca. 100 Ohm (je nach Motor, zwischen 50 Ohm und 200 Ohm) zwischen die beiden Anschlüsse des Motors. Dadurch reicht ein einziges Poti von 10 k Ohm, oder auch die Verwendung von stufenlos regelbaren Modelleisenbahntrafos. Das ist wohl Geschmacksache, und hängt wohl auch vom Motor ab.

Die Bildquelle für erste Experimente:

Wir haben ja noch keine Kamera, sondern fangen gleich mit dem Monitor an. Wir brauchen also eine Bildquelle, um den Monitor überhaupt nutzen zu können! Wir haben es da heute sehr viel einfacher als die Pioniere in der Frühzeit des Fernsehens, die Kamera können wir später bauen, oder ganz darauf verzichten.

Heute haben wir es Dank des Internets und CD-Playern besonders einfach: Durch die niedrige Auflösung des Bildes benötigt man auch nur eine außerordentlich niedrige Bandbreite: Bei einem Bildseitenverhältnis von 2 zu 3 (hochkant) und 32 Zeilen ergibt dies 32 x 48 Bildpunkte = 1536 Bildpunkte x 12,5 Bilder = 19.200 Bildpunkte, was einer Bandbreite von nur 9.600 Hertz entspricht. Dies lässt sich mit Leichtigkeit in einem Audiokanal übertragen! Wir können somit Videobilder für unseren mechanischen Fernseher leicht auf eine Audio-CD brennen, und mit einem ganz normalen CD-Player abspielen! Nicht nur dass, da da wir ja Stereo haben, können wir beispielsweise den linken Kanal für Bild und den rechten für Ton nutzen, und genau das wird auch gemacht! Mit Erfolg habe ich auch den Line-Out Ausgang des PC genutzt, und sogar über den "minderwertigen" Lautsprecherausgang (die hohen Töne werden abgeschnitten, die niedrigen angehoben) konnte ich brauchbare Resultate erzielen.

Nicht geeignet sind Kompressionen in MP3! MP3 verfälscht das Audiosignal dramatisch! Was dem menschlichen Ohr vielleicht nicht so auffällt, kann bei einem Bild fatal sein. Also am besten nicht komprimieren, und einfach das .wav oder.aiff Format gebrauchen, und eventuell nachträglich mit "Zip" komprimieren.

Für erste Tests besorgt man sich also am besten erst einmal ein fertiges Testbild, zum Beispiel von hier, oder bei www.nbtv.org. Im dortigen Forum, in der Abteilung "Images and Sound" gibt es immer was zum runterladen. Habe ich schon erwähnt, dass ich dort Mitglied bin? Ich kann es jedem sehr empfehlen, der sich mit mechanischem Fernsehen befasst. Es gibt viermal pro Jahr ein dünnes Magazin mit aktuellen Anleitungen und Berichten, und es gibt für Mitglieder einen Shop, wo man extrem günstig an industriell gefertigte Nipkowscheiben in sehr hoher Präzision kommt, ebenso wie an fertige PCBs für verschiedene Teile, sowie an andere interessante Bauteile. Außerdem findet jährlich ein Treffen in England und unregelmäßig in Benelux statt. Und das alles für nur 5 Pfund im Jahr. Wirklich gut angelegtes Geld!

Zurück zum Testbild: Wem das nicht reicht, es gibt Programme für Windows und für MacOS X, welche normale Filme in das NBTV-Format konvertieren. Am besten gleich eine CD mit Testbildern und Filmmaterial brennen (oder den Monitor am Line-Out Ausgang der Soundkarte anschließen), und loslegen. (Bei manchen CD-Playern oder Soundkarten ist das Bild negativ. Für den Anfang empfehle ich in diesem Fall einen anderen Player zu benutzen.)

Um das Bild (es ist ja eigentlich nur eine Fläche mit einem einzigen Bildpunkt, der seine Helligkeit sehr schnell wechselt, nimmt man heute normalerweise LEDs. Früher nahm man hierzu sogenannte Neonlampen oder Glimmlampen. Diese sind vergleichsweise lichtschwach, das Bild schimmert orange, es also nicht schwarzweiß, sondern eher schwarzorange, benötigen für den Laien "umständliche" oder gar gefährliche Spannungen von 85 V oder mehr und sind heutzutage sowieso kaum noch zu bekommen. Also die moderne Alternative LEDs. Am besten eignen sich die sogenannten superhellen LEDs, wie man sie heute in Minitaschenlampen usw. einbaut. Diese gibt es auch in einem Orangeton, das Bild sieht so "autentischer" aus. Ich nehme (wie die Meisten heute) normale "kalt"-weiße LEDs, diese geben den Eindruck eines normalen Schwarzweiß-Bildes.

An dieser Stelle eine Warnung:

Moderne LEDs sind sehr, sehr hell! Wir verwenden für unsere Experimente teilweise 40 LEDs und mehr zur Erzeugung eines großen und hellen Bildes! Da jeweils nur ein winziges Loch in der Nipkowscheibe das Licht hindurchlässt, kommt nur 0,1 % des Lichtes durch und ist daher unschädlich. Auf keinen Fall ungeschützt in die LEDs schauen! Bleibende Augenschäden können die Folge sein!

Bei mir kommt vor dem zweiten Schritt schon eine Überlegung für das fertige Gerät: Ich habe bereits ein passendes Gehäuse, dieses Schränkchen aus den 50er Jahren war eigentlich für eine Puppe gedacht. Ideal um den mechanischen Fernseher zu beherbergen ;-). Wenn ich nun also einen Träger für Motor und Technik baue, muss ich daran denken, dass alles in das Gehäuse passt.

Der Zusammenbau

Es soll ja ein einfaches Gerät werden, also sollte ein Videoverstärker mit einem Transistor ausreichen. Die nachfolgende Schaltung benötigt zusätzlich 9 Volt, ich habe gleich einen billigen Trafo genommen. Die Schaltung ist so simpel, sie ist im fliegenden Aufbau von einem mittelmäßigen Bastler in wenigen Minuten aufgebaut. Der Schaltplan stammt von dem belgischen Funkamateur Erwin Meyvaert, ON1AIJ, hier abgedruckt und übersetzt mit freundlicher Genehmigung.

Anstelle der grünen LED habe ich eine ultrahelle weiße LED genommen. Der Motor stammt aus einem alten Tapedeck und hat 12 Volt.

Die komplette Materialliste inklusive Synchronschaltkreis:

  • 1 Transistor BC 337
  • 2 Transistoren BC 108
  • 1 Elektrolytkondensator 1 uF
  • 1 Elektrolytkondensator 10 uF
  • 1 Widerstand 100 Ohm
  • 1 Widerstand 560 Ohm
  • 1 Widerstand 580 kOhm
  • 1 Widerstand 47 Ohm (nicht im Schaltplan, wird in Serie vor die LED gelötet!)
  • 1 Poti 2.200 Ohm
  • 1 Poti 10 kOhm
  • 1 Germaniumdiode OA 91
  • 1 Lochrasterplatine
  • mindestens 1 LED, besser mehrere
  • "Diffusor": Pergamentpapier, Milchglas, weißes Plastik oder ähnliches
  • Pappe für die Nipkowscheibe, ich habe einen Pizzakarton "Biobio" von "Plus" genommen
  • Motor aus Kassettenrekorder
  • Stromquelle, einmal 9 Volt, einmal 1,5 Volt (jeweils Trafo oder Batterie)
  • Holz, Pappe, Metall zum Bau des Chassis

Erste Tests habe ich noch ohne Nipkowscheibe durchgeführt, allerdings mit einem Testbild von CD. Die LED sollte rhythmisch flackern. Bei mir leuchtete sie zunächst gleichmäßig grell. Nachdem ich mit dem Poti den Kontrast runtergedreht hatte, war ein leichtes Flackern feststellbar. Nachdem ich die Spannung am Trafo von 9 Volt auf 6 Volt gesenkt hatte, war ein deutliches Flackern zu sehen. Wie sich später noch zeigte, funktioniert die Schaltung schon ab 3 Volt, bei 7,5 ist das Bild schon grell und kontrastlos. Dies liegt aber wohl auch an der verwendeten LED. Versuche mit anderen LEDs folgen später

Auf der belgischen Seite findet sich auch eine Schaltung zur Synchronisierung. Man kann zwar auch drauf verzichten, und mit dem Daumen den Motor abbremsen, aber ein wenig bequemer sollte es schon sein, besonders wenn es kaum etwas kostet. Die Schaltung besteht nur aus 2 Transistoren, zwei Kondensatoren, einem Widerstand, einer Diode (welche zwar billig ist, aber nur schwer zu beschaffen!) und einem Poti. Der Zusammenbau geht auch hier in wenigen Minuten vonstatten. Ein echter Synchron wird hier allerdings nicht erreicht, lediglich ein verbesserter gleichmäßiger Lauf. Ein erster Test verlief völlig erfolglos, der Motor lief auf zu vollen Touren, eine Drosselung war mit dem Poti nicht möglich. Erst eine Reduzierung der Zusatzspannung auf 1,5 Volt ließ zumindest den Poti funktionieren. Allerdings noch immer keine Spur von Synchron. Das Problem war die Diode. Der gefragte Typ, OA91, ist eine Germaniumdiode mit ausreichender "Hemmschwelle", dass sie erst bei den stärkeren Synchronimpulsen anspricht. Dummerweise gibt es diese Dioden nur noch als Restbestand oder Recycling, einen passenden Ersatz habe ich nicht gefunden. Aber es gibt ja das Internet, man kann alles bestellen. Also ein paar Tage Wartezeit, um alles zusammen zu bauen. Ich sage es gleich: Es funktioniert eher mäßig. Man sollte sich darauf einrichten, das Bild laufend mit der Hand am Drehregler "einfangen" zu müssen.

Der Schaltplan für den Synchron:

Die Schaltung ist schnell zusammen gelötet. Das Ätzen von Platinen ist bei dem geringen Aufwand sicherlich übertrieben, eine Lochrasterplatine oder ein Holzbrett mit eingesteckten Heftzwecken als Träger für die Lötstellen erfüllen ebenfalls ihren Zweck. Vorsicht mit der Diode! Diese ist aus Glas und zerbricht äßerst leicht! Ist mir auch passiert beim Umbiegen der Beinchen, also Zange verwenden! Zum Glück hatte ich gleich 10 Stück gekauft.

So sieht meine wenig elegante Schaltung aus:

An dem blauen und gelben Kabel ist die LED befestigt. Ferner haben Synchron (rechts) und Bildverstärker jeweils eine eigene Stromversorgung (rot und schwarz). Um alles einerseits übersichtlicher zu gestaltet, außerdem zum besseren Einbau in ein Gehäuse, habe ich beide Schaltungsteile räumlich getrennt gehalten und die Potis nach vorne herausgeführt. Man erkennt deutlich die Diode als Verbindung der beiden Schaltungsteile. (Verbindungen alle mit grünem Draht, nur der Motor ist ebenfalls mit rotem und schwarzem Draht angeschlossen). Nicht zu sehen auf dem Bild ist die Cinch-Buchse zum Anschluss der Bildquelle (CD, Computer oder selbstgebaute Kamera).

Damit man hinter der Nipkowscheibe später nicht einfach nur die LED sieht, muss ein sogenannter "Diffusor" angebracht werden. Dies kann ein Stück Pergamentpapier sein (im Bild ist es beispielsweise "Architektenpapier" aus dem Schreibwarenhandel, es kann aber auch ein Stück milchiges Plastik oder Glas sein. Ein Reflektor hat bei einer LED praktisch keine Wirkung, wohl aber eine kleine Linse vor der LED. Hier wird wohl jeder seine eigenen Erfahrungen machen.


So sieht mein LED-Gehäuse fertig aus.

Jetzt wird es Zeit für einen Versuchslauf: Alles provisorisch auf einem Holzrahmen montiert, angeschlossen (zunächst noch mit Batterien, und eingeschaltet:

Und: Es funktioniert! Leider war es mir nicht möglich erkennbare Fotos zu machen, dazu ist das Gerät zu lichtschwach und an meiner Digitalkamera lässt sich die Belichtungszeit auch nicht von Hand einstellen. Aber es zeigten sich erkennbare Bilder, sowohl Testbilder als auch Personen. Helligkeit und Kontrast sind nicht überragend, aber was verlangt man auch einem dermaßen primitiven Gerät? Beim Experimentieren mit der Helligkeit ist mir die LED durchgebrannt. Kostet zwar nur wenige Cent, aber viel da wirklich nicht zu machen mit der Helligkeit... Vorsicht also beim Experimentieren. Beim Ersatz werde ich vor die LED einen Widerstand von 47 Ohm setzen. Außerdem werde ich versuchen, mehrere LEDs parallel zu verwenden und entsprechend wieder die Spannung auf 9 V erhöhen.

Jetzt geht es daran, das ganze in eine solidere mechanische Form zu bringen. Die Teile für das Chassis habe ich mir im Baumarkt zurecht sägen lassen. Ich habe nur das Material bezahlt, der Schnitt war im Preis inbegriffen! Alles in allem hat mich das Chassis keine 5 EUR gekostet.

Zusammengebaut sieht das Chassis nun so aus:

Alles ist nun fest verschraubt, bis auf den Lautsprecher, der links neben dem Verstärker steht. Der Verstärker ist übrigens ein 1 Watt Modell aus einem Bausatz.

Und wieder ein Probelauf. Im Betrieb mit zwei Transformatoren konnte das Bild nicht mehr gefangen werden, der Motor lief immer zu schnell. Ein "fetter" (1 Watt) Widerstand von 100 Ohm zwischen den beiden Motorpolen gelötet, schafft Abhilfe. (Auf dem Foto ist noch ein testweise eingesetzter Poti zu sehen.)

Der Fernseher läuft! Das Bild bleibt zwar selten länger als ein paar Sekunden stehen, dann "wandert" es entweder oder der Synchron bricht sogar völlig zusammen. Das ist normal, da ja kein echter Synchron stattfindet. Etwas besser wird es, wenn der Motor warmgelaufen ist. Möglicherweise ist es von Vorteil, eine schwerere Nipkowscheibe zu nehmen, oder diese indirekt an einem Schwungrad zu befestigen, welches wiederum über einen Bandantrieb in Drehung versetzt wird. Der Aufwand ist natürlich ungleich höher.

Eine Sache fehlt noch um den Fernseher fertig zu stellen (Eigentlich zwei, ein Gehäuse sollte ja auch noch gebaut werden): Das Bild ist sehr dunkel und klein. Abhilfe schafft eine Lupe. Gefunden habe ich folgendes Modell bei einem polnischen Händler auf einem Flohmarkt:

Diese wird nun an den Seiten mit schwarzer Pappe umklebt, außerdem wird das Sichtfenster auf der offenen Seite soweit mit schwarzer Pappe verkleidet, dass nur noch das eigentliche Bild frei bleibt, alle störenden Lichteinflüsse werden abgeschirmt. Diese Konstruktion wird dann dicht vor der Scheibe montiert. Durch die Lupe erscheint das Bild nun deutlich heller, und natürlich auch größer.

Das fertige Chassis:

Wenn wir statt der weißen LED eine rote oder orange LED verwendet haben, haben nun das Fernsehgefühl, welches John Logie Baird im Jahre 1926 bei seinem ersten Fernseher hatte. Auch damals war das Bild nicht heller, und der Synchron funktionierte ebenfalls eher mangelhaft.

Es gab in den späten 20er und frühen 30er Jahren viele Bastler, die sich auf die beschriebene Weise selbst ihre Fernseher selber gebaut haben! In Großbritannien erschienen seit 1928 sogar gleich zwei Zeitschriften mit Anleitungen für Bastler!

Diese Zeitschrift aus dem Jahr 1935 beweist, dass der beschriebene mechanische Fernseher kaum abweicht von den Werken damaliger Amateure, abgesehen davon, dass man damals anstelle der Transistoren Röhren genommen hat. Dies ist an sich kein Problem, es werden einfache Verstärkerröhren genommen, für den Synchron empfiehlt sich eine rein mechanische Lösung. Damit wäre eine einzige Röhre ausreichend, für einen brauchbaren Fernseher!

(Für ein größeres Bild und weitere Seiten aus dem Heft auf das Bild klicken)

Jetzt fehlt nur noch das fertige Gehäuse für meinen Fernseher.

Dieses Schränkchen habe ich von einem Flohmarkt. Es war eigentlich gedacht als Kleiderschrank für eine Puppe. Es ist offenbar selbst gebaut, dem Stil nach in den späten 50er Jahren oder frühen 60er Jahren. Ich habe es von einer Dame gekauft, die sagte, dass sie es damals von ihrem Onkel bekommen hat, und damals nicht damit spielen durfte, da es "zu Schade" sei. Seitdem stand es nur auf einem Kleiderschrank.

Nun ja, ich war da weniger zimperlich, und habe erst einmal die massive Rückwand herausgeholt. Mein Chassis hatte ich vorher so bemessen, dass es perfekt in den Schrank hinein passt.

Aus der Rückwand wird nun eine Vorderseite gebaut, die direkt auf das Chassis geschraubt wird. Man kann das Chassis mit einem Handgriff aus dem Gehäuse ziehen, was die Wartung sehr vereinfacht. Eine neue Rückwand ist daher ganz bewusst nicht vorgesehen, damit man auch die Technik sehen kann.

In der Mitte befindet sich übrigens noch eine kleine Linse. Durch diese kann man das Stroboskop erkennen, sofern man auf der Innenseite eine entsprechende Lichtquelle aufstellt.

Dieser Fernseher funktioniert, aber es gibt noch viel zu verbessern. Das Bild lässt sich nur schwer synchronisieren, und es ist zu dunkel und kontrastarm. Man kann natürlich gleich den Fernseher gemäß Anleitung zur "Luxusversion ausbauen, oder das Gerät Schritt für Schritt verbessern und ausbauen.

Verbesserungen:

So ganz zufrieden bin ich nicht. Zwei Verbesserungen werde ich vornehmen, auch am einfachsten aller möglichen Fernseher:

1. Ich habe vom Flohmarkt einen Eisenbahntrafo erworben. Das Gerät hat zwei Ausgänge: 16 Volt für die Beleuchtung der Modelleisenbahn, und einen variablen Ausgang für den Zug. Auf dem Trafo befindet sich ein schöner Drehknopf. Dieser Trafo ist wie gemacht für meinen Fernseher: Die 16 Volt für die Beleuchtung sollen die neue, verbesserte Elektronik versorgen, der Drehknopf dient für den manuellen Synchron.

2. Vereinsmitglied Klaas Robers aus den Niederlanden hat eine sehr einfache, aber geniale Schaltung entworfen. Diese ist kaum aufwändiger als die oben genannte, aber erheblich leistungsfähiger. Außerdem können mehrere LEDs angesteuert werden, was die Helligkeit dramatisch verbessert. Der Schaltplan findet sich hier.

Im Moment fehlt es ein wenig an Zeit, aber ich hoffe bald Resultate zeigen zu können.